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23.01.2023

Umfassendes Verkehrspaket für St. Pölten als Forderung auf den Tisch

Langjährige Forderungen von Bürgermeister Matthias Stadler und der Sozialdemokratie in St. Pölten bringen effektiven, klimafreundlichen und nachhaltigen öffentlichen Verkehr im niederösterreichischen Zentralraum.

 

„Kurz vor der Landtagswahl werden immer wieder große Lösungen für die drängenden Fragen der Verkehrsentwicklung und Mobilitätswende rund um die Landeshauptstadt angekündigt, passieren tut dann 5 Jahre relativ wenig“, ärgert sich der St. Pöltner Verkehrsstadtart Harald LUDWIG über nicht eingelöste Versprechen aus der Landtagsperiode 2018 bis 2023.

 

Mit Bürgermeister Matthias Stadler zeigt die SPÖ St. Pölten, dass man aus eigner Kraft tatkräftig gestalten kann und zahlreiche Konzepte für eine nachhaltige Mobilitätsstrategie im Herzen Niederösterreichs auf dem Tisch liegen. Viele Forderungen sind auch einstimmig im St. Pöltner Gemeinderat beschlossen und harren nun auf die gemeinsame Umsetzung im Land und Bund.

 

„Wir freuen uns nun kurz vor der Landtagswahl ein besonders geeigneten Zeitpunkt zu haben auf die angekündigte Gemeinsamkeit zu bauen und nicht nur kurzfristige Fotostorys zu produzieren,“ schmunzelt LUDWIG und legt eine kompakten Überblick der Mobilitätsstrategie St. Pölten auf den Tisch.

 

Im NÖ Zentralraum mit der Landeshauptstadt St. Pölten als Zentrum ist Wohn- und Lebensraum für 366.000 Menschen. Die jüngste Landeshauptstadt Österreichs hat sich v.a. in den letzten beiden Jahrzehnten in vielen Bereichen maßgeblich weiterentwickelt. St. Pölten wurde zu einem Verwaltungszentrum, einem medizinischen Zentrum, einer Schul- und Hochschulstadt, einem Wirtschaftszentrum und einer Einkaufsstadt in der Region. Durch die Fertigstellung der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wien und St. Pölten gewann die Stadt abermals an Attraktivität. St. Pölten ist daher ebenso eine PendlerInnen-Stadt: Derzeit gibt es laut einer aktuellen Analyse der PendlerInnenströme ergibt über 42.000 Ein-, über 10.000 Aus- und über 22.000 BinnenpendlerInnen in St. Pölten – in Summe ca. 75.000 PendlerInnen.

 

 

Übersicht Forderungen 


Ausbau des S-Bahn-Netzes

  • Elektrifizierung der gesamten Bahnstrecken
  • Zweigleisiger Ausbau der Bahnstrecke bis Herzogenburg und Elektrifizierung der Reststrecke nach Krems
  • Zweigleisiger Ausbau der Traisentalbahn
  • Schnellere Realisierung bereits geplanter Bahnprojekte im Zentralraum
  • Errichtung weiterer Haltestellen im Stadtgebiet
  • Attraktivierung der öffentlichen Verkehrsmittel für EinpendlerInnen

Errichtung eines S-Bus-Systems ins Umland

  • Schnellbusse in umliegende Ortschaften, die nicht ans Schienennetz angebunden sind
  • Schnelle Verbindung in die Landeshauptstadt

Implementierung eines O-Bus-Systems

  • Möglichste dichte Abdeckung der Hauptverkehrsnetze
  • Anbindung des Umlands (Wilhelmsburg und Herzogenburg)

Ausbau des Angebots an der Weststrecke

  • Zusätzliche Züge für den Nahverkehr
  • Anbindung der Hochleistungsstrecke und der angebotenen Regionalzüge an ein leistungsfähiges Nahverkehrssystem
  • Weitere Direktverbindungen zum Flughafen Schwechat in den Morgen-, bzw. Nachtstunden

Westumfahrung/S34

  • Platz schaffen für Umweltverbund
  • Innerstädtischen Verkehr verringern
  • Westumfahrung, um zielgerichtete Stichfahrten zu ermöglichen

 


Bahnverkehr


AUSBAU DES S-BAHN-SYSTEMS

Laut Zentrale-Orte-Raumordnungsprogramm soll die Verkehrsinfrastruktur und -organisation innerhalb des Landes so gestaltet sein, dass die Landeshauptstadt von allen Regionen Niederösterreichs gut erreicht werden kann: „Der öffentliche Verkehr ist so zu verbessern, dass Erledigungen in der Landeshauptstadt von allen Landesbewohnern innerhalb eines Tages gemacht werden können.“ Ein wesentlicher Faktor in diesen Bemühungen stellt der Ausbau des S-Bahn-Systems im Zentralraum dar.

 

Seit vier Jahrzehnten wird die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau der Strecken gefordert. Im aktuellen ÖBB-Rahmenplan 2022-2027 sind die Projekte für Planung und Bau zur Elektrifizierung Herzogenburg – Krems sowie die Planung zum zweigleisigen Ausbau Herzogenburg – St. Pölten berücksichtigt. Die Traisentalbahn soll von St. Pölten bis Hainfeld und Freiland zwar elektrifiziert werden, der dringend notwendige zweigleisige Ausbau ist allerdings nicht geplant.

 

Die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau in den Norden und in den Süden sind Schlüsselelemente für ein getaktetes S-Bahn-Netz. Verbunden mit dem zweigleisigen Ausbau ist auch die somit mögliche Errichtung von Lärmschutzwänden, um die Lebensqualität der umliegenden AnrainerInnen nicht zu vermindern. Anstatt den zweigleisigen Ausbau der Strecke St. Pölten – Hainfeld zu forcieren, werden Haltestellen – zuletzt die Bedarfshaltestelle Hart-Wörth – geschlossen, um eine entsprechende Taktung zu ermöglichen. Mit der Schließung der Haltestelle Hart-Wörth ist bereits die dritte Halltestelle im Stadtgebiet weggefallen. Der Süden St. Pöltens, insbesondere St. Georgen, ist ein Wachstumsgebiet. In St. Georgen liegt eins der größten Gewerbegebiete Niederösterreichs, NOE Central, mit etlichen weiteren Betriebsansiedelungen in jüngster Vergangenheit, wie z.B. Prefa, Strabag, REWE, Plasser & Theurer. St. Georgen entwickelt sich auch im Wohngebiet als attraktiver Lebensmittelpunkt und auch der Wohnbau ist im Wachsen begriffen.

 


Busverkehr


LUP – INNERSTÄDTISCHER BUSVERKEHR

Der LUP ist eine Erfolgsgeschichte, die seit 2007 (weiter-)geschrieben wird. Rund 93 Prozent der St. PöltnerInnen erreichen die nächste Haltestelle innerhalb von fünf Gehminuten. Durch den stetigen Ausbau und der Verlängerung der Betriebszeiten hat der Stadtbus ein dichtes Liniennetz, bestehend aus 13 Linien, das über 90 Prozent des Stadtgebiets abdeckt. Die Betriebszeiten von 05:00-22:30 Uhr ermöglichen einem Großteil der Bevölkerung die alltägliche Nutzung. Durch Linienüberlagerungen werden auf einigen Achsen vier Kurse pro Stunde angeboten. Um die Leistbarkeit zu gewährleisten, wurden die Ticketpreise im Vorverkauf seit 2018 nicht erhöht. 2027 soll der LUP im Zuge der Neuausschreibung weiterentwickelt werden und Abschied vom Dieselantrieb nehmen.

 

ENTLASTUNG DURCH O-LUP

Nach Bekanntgabe, dass mit der Fertigstellung der angekündigten Maßnahmen im S-Bahn-Netz größtenteils nicht vor 2030 zu rechnen ist, wurden von der Stadt St. Pölten um weitere Handlungsmöglichkeiten ausgeforscht. Daher hat die Stadt eine Studie zur Implementierung eines Oberlinienbus-Systems in St. Pölten und bis Herzogenburg sowie Wilhelmsburg Systems in Auftrag gegeben. Im Rahmen der Studie, durchgeführt von KR Gunter Mackinger und der Brenner-Management GmbH, wurden die Quellen und Ziele der PendlerInnen- und BesucherInnenströme und somit die Hauptverkehrserreger des Zentralraumes erhoben. Um möglichst viele dieser zu erschließen, wurden Korridore für das O-Bus-System durch das Stadtgebiet gelegt. Damit können über 80 Prozent der Ziele der PendlerInnen gut erreicht werden und ungefähr die Hälfte der innerhalb St. Pöltens und nach außen pendelnden Bevölkerung gut erschlossen werden.

 

Dabei sind Oberleitungsbusse auch im Hinblick auf Energieverbrauch und Umweltfreundlichkeit ganz weit vorne. Der O-Bus bezieht seinen Fahrstrom für den Elektromotor aus einer über der Fahrbahn gespannten Oberleitung. Dadurch wird ein höherer Wirkungsgrad als bei Batterie- oder Dieselbussen erreicht. Um möglichst viele Verkehrserreger zu erschließen, wurden Korridore für das O-Bus-System durch das Stadtgebiet gelegt. Damit können über 80 Prozent der Ziele der PendlerInnen gut erreicht werden und ca. die Hälfte der (innerhalb St. Pöltens und nach außen) pendelnden Bevölkerung gut erschlossen werden. Im Zuge der Studie wurde ein konkretes und technisch auch machbares, ungefähr 35 Kilometer langes Liniennetz innerhalb dieser Korridore erarbeitet.

 

S-LUP – S-BUS-SYSTEMS INS UMLAND

Um den Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel so attraktiv wie möglich zu gestalten, sind allerdings auch Verbindungen ins Umland unumgänglich. Zusätzlich zu einem gut ausgebauten S-Bahn-System muss ein Schnellbussystem in all jenen Ortschaften implementiert werden, die nicht an das Schienensystem angebunden sind. Mit dem S-LUP kann gewährleistet werden, dass Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel allen Menschen in der Region ermöglicht wird. Die Schnellbusse sollen Menschen, die nicht an die Schiene angebunden sind, zu den Verkehrsdrehscheiben – vor allem zum St. Pöltner Bahnhof mit Anschluss an Regional- und Fernverkehrsverbindungen – befördern. Nur dann ist gesichert, dass sich auch im ländlichen Raum das Mobilitätsverhalten ändert und die Stadt vom Verkehr der EinpendlerInnen entlastet wird. Aus diesem Grund wurde als Diskussionsgrundlage ein S-Bussystem erarbeitet, das ausgehend von St. Pölten bis weit in die Region reicht und möglichst vielen Menschen eine schnelle Verbindung in die Landeshauptstadt ermöglicht. Nur im Zusammenwirken von S-Bahn und S-LUP kann eine praktikable Verkehrslösung für den Zentralraum entstehen.

 

Die S-LUP-Linien

 

S-LUP 1 – St. Pölten - Sitzenberg – St. Pölten

S-LUP 2 – St. Pölten nach Tulln über u.a. Böheimkirchen, Asperhofen, Langenrohr

S-LUP 3 – St. Pölten nach Alland über u.a. Böheimkirchen, Stössing, Brand Laaben

S-LUP 4 – St. Pölten nach Hainfeld über u.a. Pyhra, Fahrafeld, Michelbach Markt

S-LUP 5 – St. Pölten nach Mank über u.a. Obergrafendorf, Bischofstetten, Kilb

S-LUP 6 – St. Pölten – Loosdorf – St. Pölten über u.a. Sankt Margarethen, Prinzersdorf, Gerersdorf

S-LUP 7 – St. Pölten nach Melk über u.a. Neidling, Haunoldstein, Gerolding

S-LUP 8 – St. Pölten nach Krems über u.a. Karlstetten, Gansbach, Aggsbach Markt

S-LUP 9 – St. Pölten – Paudorf – St. Pölten über u.a. Wölbling, Rust, Obritzberg,

S-LUP 10 – St. Pölten nach Grafenegg über u.a. Inzersdorf-Getzersdorf, Nußdorf, Grafenwörth

  

AUSBAU DES ANGEBOTS AN DER WESTSTRECKE

Seit dem Ende der pandemiebedingten Maßnahmen in der Beschäftigung und befeuert von der Einführung einerseits des Klimatickets, andererseits des Wiener Parkpickerls in den Außenbezirken ist ein deutlicher Anstieg der PendlerInnen auf der Bahnstrecke St. Pölten – Wien, vor allem zu den Stoßzeiten, zu beobachten. Überfüllte Züge, in denen es teilweise auch keine Stehplätze gibt, stehen an der Tagesordnung. Eine zusätzliche Bestellung von Zügen durch den VOR, der durch das Land NÖ beauftragt und finanziert wird, würde Entlastung schaffen. Dazu kommt, dass die durch die ÖBB betriebene Fernverkehrszüge (Railjets) für viele PendlerInnen zwischen St. Pölten – Wien als Nahverkehrszüge fungieren. Diesbezüglich müsste die Hochleistungsstrecke zwischen St. Pölten und Wien im Spannungsfeld Nahverkehr-Fernverkehr in Sinne der zahlreichen PendlerInnen neu gedacht und zusätzlich in Zukunft in ein leistungsfähiges Nahverkehrssystem im NÖ Zentralraum eingebunden werden.

 


STRASSENNETZ

UMSETZUNG DER WESTUMFAHRUNG

Im Generalverkehrskonzept wurden sogenannte „Lebensraumachsen“ definiert. Bei den Lebensraumachsen handelt es sich im Wesentlichen um Umweltverbundachsen, die in erster Linie den KlimaschonerInnen zu Fuß, per Rad sowie dem Stadtbus vorbehalten sein sollen. Zusätzlich soll die Umsetzung der Lebensraumachsen mit einer Aufwertung des Straßenraums einhergehen, sodass die Grätzl-Zentren, die derzeit durch stark befahrene Durchzugsstraßen zerschnitten werden, wieder an Aufenthalts- und Lebensqualität gewinnen. Durch all diese (und weitere) Maßnahmen soll ein zeitgemäßes und nachhaltiges Miteinander aller VerkehrsteilnehmerInnen (neu)strukturiert werden. Elementar für dieses Vorhaben ist die Reduzierung von innerstädtischem Verkehr. Der öffentliche Verkehr soll nicht nur für St. PöltnerInnen, sondern vor allem auch für EinpendlerInnen an Attraktivität gewinnen, z.B. durch ein getaktetes, leistungsstarkes S-Bahn-, und S-Bus-System. Zusätzlich zu oben genannten Maßnahmen wird eine Umfahrung für unsere Stadt benötigt. St. Pölten ist die einzige Stadt vergleichbarer Größe, die über nur eine leistungsfähige Straßenverbindung zur Leitung der innerstädtischen Verkehrsströme verfügt (B20).